Rund 40 Prozent aller Sportverletzungen ereignen sich in der Halle – vor allem in den Wintermonaten. Was eigentlich gesünder machen soll, endet nicht selten in Zwangspause und Frust. Warum also passieren ausgerechnet beim Indoor-Sport so viele Fehler? Liegt es an der Technik, an der Ausrüstung oder schlicht an falschen Vorstellungen? Und: Wie gelingt Bewegung im Winter, ohne Gelenke, Kreislauf oder Motivation zu ruinieren? Wer trainiert, sollte auch wissen, wie – und wo der eigene Körper Grenzen zieht.
Geeignete Sportschuhe verwenden – keine Allround-Modelle
Wer im Winter von Outdoor-Aktivitäten auf Hallensport umsteigt, unterschätzt oft, wie sehr sich die Anforderungen an den Körper verändern. Während draußen meist weicher Boden und ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit vorherrschen, bieten Turnhallen harte, glatte Flächen mit hoher Reibung. Genau hier wird die Wahl der richtigen Sportschuhe entscheidend. Trotzdem sieht man häufig abgetragene Laufschuhe oder günstige Freizeitsneaker im Einsatz – dabei fehlt diesen Modellen meist die notwendige Stabilität und Traktion für ruckartige Bewegungen oder schnelle Richtungswechsel.
Die Folgen: Überlastung des Sprunggelenks, mangelnde Bodenhaftung und ein deutlich erhöhtes Risiko für Umknicken oder Knieverletzungen. Besonders bei intensiven Hallensportarten wie Zirkeltraining, Volleyball oder funktionellem Fitness-Training empfiehlt es sich, auf spezialisierte Hallenschuhe zurückzugreifen. Hier bieten sich vor allem hochwertige Handballschuhe an, die durch ihre Konstruktion seitliche Stabilität, reaktionsfreudige Dämpfung und eine griffige, abriebfeste Sohle vereinen.
Ohne intensives Aufwärmen drohen Muskelverletzungen
Der nächste große Fehler geschieht oft, bevor das eigentliche Training überhaupt beginnt. In der Halle wirkt die Temperatur oft milder, was viele dazu verleitet, sich weniger gründlich aufzuwärmen. Doch genau das ist gefährlich: Die Muskeltemperatur liegt häufig noch deutlich unter dem optimalen Bereich, wenn bereits mit Sprüngen, Sprints oder Schnellkraftübungen begonnen wird. Das erhöht das Risiko für Zerrungen, Sehnenreizungen und Koordinationsprobleme.
Ein effektives Warm-up sollte mindestens zehn bis fünfzehn Minuten dauern und nicht nur Herz und Kreislauf aktivieren, sondern auch die Gelenke mobilisieren und sportartspezifische Bewegungen vorbereiten. Wer beispielsweise nach Feierabend direkt aus dem Auto in die Halle geht, sollte sich bewusst Zeit nehmen, um den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen – nicht nur zur Verletzungsprävention, sondern auch, um die eigene Leistungsfähigkeit überhaupt abrufen zu können.
Baumwolle ist fehl am Platz – richtige Kleidung schützt vor Auskühlung
Ein weiterer Stolperstein beim Hallensport im Winter ist die falsche Kleidung. Viele greifen zu bequemen Baumwollshirts oder bleiben sogar in Alltagskleidung, ohne sich über die physiologischen Folgen Gedanken zu machen. Dabei kann Baumwolle zwar Schweiß aufsaugen, leitet die Feuchtigkeit aber nicht ab. Das bedeutet: Wer ins Schwitzen kommt, bleibt nass – und kühlt in den Pausen oder nach dem Training schnell aus. Die Folge sind Muskelverhärtungen, Verspannungen oder im schlimmsten Fall grippale Infekte.
Deutlich besser geeignet ist atmungsaktive Funktionskleidung, die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportiert und gleichzeitig isolierend wirkt. Auch das sogenannte Zwiebelschalenprinzip hat sich bewährt: eine eng anliegende, feuchtigkeitsregulierende Basisschicht, darüber eine wärmende Schicht, die je nach Temperatur angepasst werden kann. Wichtig ist außerdem, sich nach dem Training sofort umzuziehen – insbesondere das nasse Shirt sollte nicht länger am Körper bleiben, als nötig.
Schlechte Luftqualität senkt Leistung und erhöht das Infektionsrisiko
Während beim Sport im Freien der Luftaustausch naturgemäß gegeben ist, sieht es in vielen Hallen anders aus. Gerade in den Wintermonaten wird nur sporadisch gelüftet, Heizungen laufen auf Hochtouren, und die CO₂-Konzentration steigt schnell in gesundheitskritische Bereiche. Studien zeigen, dass Werte über 1000 ppm (parts per million) bereits Konzentrationsmängel, Kopfschmerzen und Leistungsabfall verursachen können. Werte über 1500 ppm sind in vielen Turnhallen keine Seltenheit – vor allem bei Gruppenkursen oder Kindertrainings. Die Folge: Der Körper kann unter Belastung nicht mehr effizient mit Sauerstoff versorgt werden.
Dazu kommt, dass in schlecht belüfteten Räumen auch die Keimbelastung steigt. Das bedeutet: Wer regelmäßig in überfüllten, ungelüfteten Hallen trainiert, setzt sich einem erhöhten Infektionsrisiko aus – insbesondere in der Erkältungssaison. Wer auf gute Luftqualität achtet, schützt also nicht nur seine Gesundheit, sondern verbessert auch die eigene Leistungsfähigkeit. CO₂-Messgeräte können helfen, kritische Werte zu erkennen. Wer keine Kontrolle über die Lüftung hat, sollte Trainingszeiten meiden, in denen die Halle voll ausgelastet ist – zum Beispiel in der frühen Abendzeit.
Einseitiges Training führt zu Überlastung – Abwechslung beugt vor
Zuletzt wird Indoor-Training häufig falsch strukturiert. Viele Sporttreibende absolvieren Woche für Woche dieselben Übungen in derselben Reihenfolge. Was zunächst wie Disziplin wirkt, entpuppt sich langfristig als problematisch. Durch monotone Bewegungsabläufe werden immer wieder dieselben Muskelgruppen beansprucht, während andere vernachlässigt werden. Das führt zu muskulären Dysbalancen, eingeschränkter Beweglichkeit und Überlastungssymptomen – vor allem an Schulter, Lendenwirbelsäule und Kniegelenken.
Sinnvoll ist ein variabler Trainingsplan, der verschiedene Belastungsformen kombiniert: Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer sollten möglichst ausgewogen trainiert werden. Auch der Wechsel zwischen geführten Geräten, freien Übungen, Kleingeräten oder Partnerarbeit bringt wichtige Impulse. Wer sich unsicher ist, ob sein Trainingsplan zu einseitig aufgebaut ist, sollte eine qualifizierte Trainerin oder einen Sportphysiotherapeuten um eine Analyse bitten.